SCHRANKENLOS & Alois Nebel
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Wie konnte eine Hommage zum 25. Jahrestag des Mauerfalls aussehen - vor allem in einem Kunsthaus? Politik sollte wieder kunstvoller werden, fanden wir. Oder Kunst wieder politischer? Wir meinen, beides kann man nicht trennen, man kann es eher übertreiben, theoretisieren oder überzeichnen.
Wir konnten an diesem ersten Samstag des November an die unbändige Kraft, diesen Mut und die Kreativität erinnern, die schlussendlich die verkalkte Ideologie der SED durchbrach. Und der Mut und die Visionen für eine demokratische Zukunft greifbar werden liessen.
Das war in unserer Nachbarregion Böhmen nicht anders im Jahr 1989. Daher lag es für uns nah, einige der Protagonisten der friedlichen Revolution sowie Samtenen Revolution aus der Region Cheb, Sokolov und Karlsbad für eine lebendige Hommage einzuladen. So trafen Mitglieder der CHARTA 77, Bürgerrechtler aus Sokolov, Karlsbad und Kraslice mit vielen Vorreitern des Umbruchs aus Plauen und dem Oberen Vogtland zusammen. Über Europa kann man theoretisieren - oder man erlebte es in einer spannungvollen Begegnung.
Wichtiger Programmpunkt des Abends war: ALOIS NEBEL! Die für den Oscar nominierte und mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnete Verfilmung der Graphic Novel-Trilogie von Jaroslav Rudiš, die sich kunstvoll den politischen Brüchen nach dem zweiten Weltkrieg nähert, überwindet die Schranken zwischen Tschechien und Deutschland, spricht aber auch die bittersten gemeinsamen Erfahrungen und Verantwortungen an. Der international bekannte Autor Jaroslav Rudiš war im Kunsthaus Eigenregie anwesend und stand bis tief in die Nacht für Gespräche zur Verfügung. Hier eine Filmvorstellung in den Tagesthemen:
Danach sorgte ein zweiter und sehr geselliger Teil für schrankenlose Gespräche und einen lange wie interessante Nacht. Auf Anregung einiger aus Tschechien angereister Akteure der Samtenen Revolution und der Charta 77, wurde eine gemeinsame Resolution besprochen, die dem Anliegen des Abends Ausdruck verleiht: Schrankenloses Engagement zwischen unserer beiden Regionen, die kulturell und politisch viele Gemeinsamkeiten auf dem Weg zu Demokratie und Freiheit verbindet. Die Resolution von über 50 Aktiven lautet:
Wir, eine Gruppe von Tschechen und Vogtländern, nehmen unser Treffen im Kunsthaus Eigenregie in Eschenbach zum Anlass für folgende Resolution:
Uns alle vereinte das Engagement für Freiheit. Bürgermut führte in unseren beiden Ländern vor 25 Jahren zur friedlichen Revolution. Wir möchten nicht nur an den Preis erinnern, den vordem viele Menschen für das Erringen der Demokratie bezahlt haben. Denn die Freiheit bleibt nur, wenn Menschen sie aktiv einfordern und immer wieder gebrauchen. Die Freiheit stirbt ohne Gebrauch davon zu machen. Die Geschichte unserer beiden Länder und Regionen mahnt uns unbegrenzt und zusammen zu denken und zu handeln. Freiheit ist das Fundament der Demokratie, des Friedens und der Liebe. Dafür haben wir uns in schwierigen Zeiten engagiert und möchten ermutigen diesen Weg auch in besseren Zeiten weiter zu gehen. Wir sind so frei wie wir uns engagieren. Dafür werden wir uns weiter treffen, über die aktuellen Fragen der Freiheit in unsereren Regionen und Europa diskutieren, inspirierende Persönlichkeiten und Gruppen dazu einladen und ständig das Thema Freiheit in unseren Regionen in die Öffentlichkeit tragen.
(Die Resolution in Tschechisch kann hier nachgelesen werden)
Zudem möchten wir uns herzlich für die Vielfalt der originalen Unterlagen bedanken, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Darunter Stasiakten, Demoplakate, unzählige Fotos aus der Zeit der Friedlichen Revolution und rare Videoaufnahmen. Darunter seltenes Filmmaterial vom landesweiten Generalstreik, der von einem mutigen Bürger anlässlich der Großdemonstration in Sokolov auf Video dokumentiert wurde. Wir bitten wegen der Menge an Material um etwas Geduld - der Link auf die neue Rubrik wird hier demnächst erscheinen.
