HANS IM GLÜCK

Hans Narva und Claudia Lehmann - im Kunsthaus Eigenregie04.01.2014. Hans Narva - im Kunsthaus Eigenregie. Extreme Biografien kann man sehr schlecht verfilmen - das Publikum würde den Stoff einfach nicht glauben wollen. Oder es wird dem Publikum ein leichtverdauerliches Epos der Marke Hollywood, RTL & Co. als auch Bollywood vor die Nase gesetzt. Aber spannende Portraits müssen nicht ungefilmt bleiben - denn zu den Sternstunden des Dokfilms gehört es, authentische Geschichten erzählen zu können. Die Regisseurin, Wissenschaftlerin und Musikerin Claudia Lehmann hat ein Auge und den Sinn für dieses Genre. Und deswegen landete auf den 59. Internationalen Filmfestspielen in Berlin, in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino", ihre Dokumentation "HANS IM GLÜCK".

Es ist die Geschichte eines quergebürsteten und musikalischen ostdeutschen Jugendlichen, der durch eigene Widerborstigkeit und durch Dogma des real existierenden Sozialismus sich selbst ein Bein stellte oder stellen lies. Als Hans Tomato wurde er dann bekannt, als er mit Rex Joswig die legendäre Band "Herbst in Peking" gründete, es Auftrittsverbote hagelte und ihr Song "Wir leben in der Bakschischrepublik" die Hymne des Untergangs der DDR wurde.

Soweit klingt alles fast normal - das Leben von Hans Narva, wie er sich heute nennt, war und ist es aber nicht. Drogen, Knast, musikalische Erfolge und Niederlagen wechselten sich ab. Wir freuten uns darüber, dass die Regisseurin für euch an diesem Filmabend dabei war. Es lohnte sich also den ersten Samstag des Jahres 2014 im wohlig warmen Ballsaal zu geniessen. Hier ein kleiner Teaser des Films:

Und hier ein Kurzportrait der Band von Hans Narva, Hands up Excitement:



Na, noch lesehungrig? Dann möchten wir die Biografie der Regisseurin nicht unerwähnt lassen. Claudia Lehmann:

Geboren 1975 in Langenhagen. Physikstudium in Erlangen und Hamburg. 2004 Promotion in Theoretischer Elementarteilchenphysik. Filmregiestudium an der Hamburg Media School. Auszeichnung mit dem Shocking Shorts Award für ihren Abschlussfilm »Memoryeffekt« (2006), der 2007 auf der Berlinale lief. Während des Physikstudiums Beleuchterin an den Hamburger Kammerspielen, Assistenz und Übersetzungen für den Lichtdesigner André Diot bei »Gesäubert« und »Bash« (Regie: Peter Zadek, 1998 und 2001), später auch eigene Lichtkonzepte. Seit vielen Jahren Videokünstlerin und Performerin für Nicolas Stemann, u. a. in »Don Karlos« von Friedrich Schiller (Deutsches Theater Berlin, 2007), »Brüder Karamasov« von Fjodor Dostojewskij (Burgtheater Wien, 2007), »Die Kontrakte des Kaufmanns« von Elfriede Jelinek (Thalia Theater Hamburg/Schauspiel Köln, 2009), »Faust I+II« von Johann Wolfgang Goethe (Salzburger Festspiele, 2011), »Der demografische Faktor« (Schauspiel Köln, 2012). Zahlreiche weitere Performancearbeiten sowie eigene Filme, u. a. »Hans im Glück« (Drehbuch mit Leonie Terfort und Regie, 2009) und »Schilf« (Produktion mit Marc Minneker und Regie, 2012). Sängerin der Band Hands up – Excitement!. Seit 2012 Lehrbeauftragte an der Universität der Künste im Bereich Theater/Medien an der Fakultät Darstellende Kunst.