die Historie

Wie alt das Haus Eigenregie wirklich ist, wusste nicht einmal unsere fast hundertjährige Nachbarin. Im Herbst kam eines der Urenkelkinder des Gastwirtes, der am 8. Januar des Jahres 1836 das Anwesen erwarb. Der charmanten älteren Dame haben wir es zu verdanken, dass viele der Königlichen und Amtsmännischen Papiere zur Geschichte dieses Hauses überlebten - und wir die überlieferten Geschichten hören durften und Kopien der Urkunden bekamen.


Tanzbuch der Gastwirtschaft in Eschenbach von 1910Die ersten Jahrzehnte wurde das Umgebindehaus und ein kleiner Stall als Bauernwirtschaft genutzt, bevor es später zum Gasthof umgebaut wurde. Im Jahr 1914 ging dann der prächtige Bau des Ballsaals und der Scheune los. Vorher gab es nur eine Tanzdiele überhalb des Tresens - jetzt konnte endlich die Kapelle auf der Muschelbühne Platz nehmen.

Und das Landvolk der Dörfer ringsherum durfte gar mit den Pferden zum Ausspannen anreisen, denn auch dafür wurde eine amtsmännische Genehmigung erteilt. Spätestens seit 1911 wissen wir, wie oft im Ballsaal geschwooft werden durfte, da auch ein amtliches Tanzbuch zu führen war.

Leider hatte der Gastwirt nicht gleich seine ungetrübte Freude am Bau des Ballsaals - er musste mitten im Bau seine damals schwangere Frau verlassen und für "Kaiser Volk und Vaterland" in den ersten Weltkrieg ziehen. Aber er kam gesund heim, betrieb noch bis in die fünfziger Jahre die Gastwirtschaft, sorgte für Tanzvergnügen und eine florierende Zimmervermietung. 



Ballsaal des Kunsthauses Eigenregie in Eschenbach - 1980In den 60-iger Jahren trübte die DDR die Geschichte des bis dahin aufgeblühten Gasthofs. Die Wirtschaft wurde verkauft und konnte nicht mehr so liebevoll erhalten werden, da es schlicht an Baumaterial und Einnahmen fehlte. So fiel das Gasthaus in einen langen Dornröschenschlaf. Erst um das Jahr 1980 erfuhr ein Maler und Bildhauer von einem Schauspieler, das dessen Opa eine uralte Wirtschaft in den Bergen des Oberen Vogtlands besäße - und froh wäre, wenn er einen Käufer fände. So machte sich der Bühnenbildner Volkmar Förster mit einem Fotografen auf die Reise von Magdeburg, verliebte sich in die Gegend und auch in den morbiden Charme des Hauses. Der Ballsaal lag zu dieser Zeit schon lange brach, das Parkett war entfernt - das Foto stammt aus den Tagen der Besichtigung.

Rund dreissig Jahre wirkte und lebte der bekannte Bühnenbildner und bildende Künstler dann in Eschbach, bis er 2009 seinen Lebensmittelpunkt veränderte. Schon in diesen Jahren wurde der Ballsaal, die Wiese und der Garten für rauschende Sommerfeste genutzt, bei denen viele bekannte Bands der DDR privat auftraten, Schauspieler kleine Gastauftritte gaben oder bis in den Morgen gefeiert wurde. Einige Umbauten prägten das Haus neu, vieles wurde behutsam saniert.

Diese Historie fliesst also in unser Engagement für das Kunsthaus Eigenregie mit ein. Und wir werden mit unserem individuellen Engagement dafür Sorge tragen, dass Lebensfreude, Kunst und Kultur hier eine Zukunft haben werden.