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Von der Kunst - Geld zu drucken

So
10
Jun
2012

Kinder glauben ihren Eltern die Story vom Weihnachtsmann. Wir Erwachsene glauben an Papierscheine, die wir stapelweise gegen Autos, Häuser oder sonstiges Kaufzeugs eintauschen. Weil wir den Kinderglauben an das Geld nicht verloren haben?

Eigentlich ist ja Claus Strigel Schuld an Allem. Er, der Regisseur des spannenden Dokumentarfilms Der Schein trügt, kam am 02.06. zu uns in das Kunsthaus Eigenregie, stellte seinen Film vor und stand danach dem erwartungsvollen Publikum Rede und Antwort. Naja, das Phänomen Geld konnte er ebenso wenig aufklären. Die Geschichte des Geldes ist ja auch eine unglaubliche Story, findet Ihr nicht? Seit Generationen habe wir kleine bedruckte Papierchen in den Taschen, die wir in alle möglichen wie wertvollen Dinge des Lebens eintauschen. Ich erinnere mich noch, wie ich als kleiner Junge zu Weihnachten immer mit dem Kaufmannsladen spielte. Ein Banker an der Börse dürfte heutzutage auch nicht eifriger bei der Sache sein, wie ich es damals war. Und vermutlich versteht der Banker ebenso wenig vom Geld wie ich damals - und heute sowieso.

Schliesslich leben wir in Zeiten von Phantastilliarden, die der Staat den Banken zu Niedrigzinsen zur Verfügung stellt - damit der Staat sich anschliessend bei den Banken für teuren Zins Geld zurück borgt. Um seine Schulden bezahlen zu wollen. Und an der Börse werden täglich so viele produktive Werte gehandelt wie sie weltweit zu 98% gar nicht vorhanden sind. Wollte also jeder Spekulant sein Börsenwerte realisieren, müssten 98% der Geldgläubigen in wertlose Papiere schluchzen. Geld kann also nicht arbeiten - noch nie haben ich einem Hunderter in meiner Hosentasche bei der Vermehrung zusehen können. Bei mir verwandelt sich Papiergeld schnell in Kleingeld oder Schwundgeld. Ich wüsste gerne wo - aber das ist eine andere Geschichte.

Denkt man ernsthaft über Geld nach, wird klar was für eine instabile Konstruktion das Geld der Gegenwart ist, weil zu viele dieses Tauschmittel möglichst unaufwendig vermehren wollen. Und für ideelle Werte einen finanziellen Rahmen zu finden, fällt oft ebenso schwer. Um bei der Kunst zu bleiben: Vincent van Gogh verkaufte zu Lebzeiten nur wenige Bilder - seine Bilder dürften aktuell zusammen einen Milliardenwert darstellen. Ein akademisch ausgebildeter junger bildender Künstler verdient in Deutschland durchschnittlich 800 Euro im Monat. Ein einziger Picasso hingegen kann es schon mal auf über 100 Millionen Dollar bringen. Da haben wir also wieder den weihnachtlichen Kaufladen aus meiner Kinderzeit. Nur: hier wird reales Geld umgemünzt.

Aber maulen ist auch keine Kunst. Deswegen habe ich das Thema nicht nur für das Kunsthaus Eigenregie mit einem Filmabend bedacht, sondern auch für das eigene Leben hinterfragt. Kam was heraus? Ja, eine eigene Währung. Das Eschenbacher Kunstgeld, der EKU. Die Federal Reserve Bank Eschenbach, bestehend aus inesj.plauen und meiner Wenigkeit, einigten sich auf die Herausgabe einer Kunstgeldnote im Nennwert von 4 Mark. Wer mag, kann unsere Hauswährung als Gutscheine verschenken, bekommt als Besucher den einen oder anderen Kunstgeldschein in die Hand. Und jeder Gast darf sich selbst fragen: Was ist mir das Kunsthaus Eigenregie wert? Und so sieht unser Eschenbacher Kunstgeld aus:

Eschenbacher Kunstgeld

Es ist also keine Kunst Geld in Umlauf zu bringen - Kunst in Umlauf zu bringen braucht jedoch Geld. Wer will, kann darüber natürlich auch an unserer Austausch-Bar reden. Sehen wir uns?
 

von Mario Falcke 10.06.2012, 03:26 h


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